Balleimertraining
Balleimertraining ist eine weit verbreitete Trainingsmethode im Tischtennis. Die Methode hat sowohl Vor- wie auch Nachteile. Der Einsatz dieser Methode will deshalb gut überlegt sein, da mit ihr wichtige Elemente des Tischtennisspiels verloren gehen (z. B. das Anpassen ans Gegenüber).
Du kannst das Balleimertraining gewinnbringend einsetzen, wenn
- du dessen Vor- und Nachteile kennst.
- du weisst, wie du mit dieser Methode ein Training spielnah gestaltest.
- du den Ball sicher sowie mit den nötigen Bewegungen einwerfen kannst.
Neben den Vor- und Nachteilen lernst du in diesem Lernbaustein sinnvolle Einsatzmöglichkeiten dieser Methode kennen.
Das Balleimertraining ermöglicht eine hohe Anzahl Ballkontakte und damit eine hohe Schlagfrequenz, da Fehler zu keinem Unterbruch des «Ballwechsels» führen. Du kannst ein Spielniveau simulieren, das im Spiel zu zweit vielleicht nicht erreicht würde. Die Spielerinnen und Spieler sind ständig in Bewegung und mit dem Lösen von Aufgaben beschäftigt, da bei einem Fehler gleich ein neuer Ball ins Spiel gebracht wird. Die Intensität ist daher in der Regel hoch. Zudem gibt dir diese Trainingsmethode häufig ein Gefühl von Kontrolle, da sie gut planbar ist. Auch das Verhalten der Spielerinnen und Spieler ist in hohem Grad steuerbar.
Aufgrund dieser Vorteile ist diese Methode bei Trainerinnen und Trainern beliebt.
Allerdings fehlen dem Balleimertraining wichtige Komponenten des Spiels. Allen voran, dass keine Gegner vorhanden sind, die den Ball retournieren. So entstehen beim Balleimertraining immer wieder Situationen, die spielfern sind. Einige Beispiele:
- Die Trainerin spielt einen Ball unabhängig vom gespielten Ball des Spielers.
- Der Trainer gibt bereits im Voraus bekannt, welche Bälle er in welcher Reihenfolge zuspielen wird.
- Die Trainerin steht immer auf derselben Position.
Du steuerst die Trainingsform mit Balleimer in der Regel also sehr stark – ganz im Gegensatz zu den Spielerinnen und Spielern. Auch sie sollen während eines Spiels jedoch agieren und nicht nur reagieren können.
Weisst du über sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, aber auch über die Limiten des Balleimertrainings Bescheid, kannst du es spielorientiert und gezielt einsetzen.
Ein Training ohne Gegenspielerin simuliert das Spiel nur eingeschränkt. Setz das Balleimertraining in den Kontext des Spiels und geh von einer Spielsituation aus, in der von den Spielerinnen eine Lösung gefordert wird.
Gewisse Schlagkombinationen treten im Spiel häufig auf, andere gar nie. Zudem kommen im Spiel nur selten zwei identische Bälle in Folge vor. Trainiere deshalb mit den Spielern spielnahe Abfolgen von Schlägen (z. B. kurzer Schupf – Eröffnung – Nachsetzen).
Bringe die Spielerinnen mit einer sinnvoll gestellten Aufgabe dazu, selbstständig erfolgreiche Lösungen zu finden. Gib die Lösung nicht vor! Unterstütze und begleite sie, indem du Fragen stellst. Gib ihnen genügend Zeit, damit sie die Lösungen entwickeln können und dabei nachhaltig lernen. Manchmal ist dabei deine Geduld gefragt.
Das «Was», also die Lösungsfindung, ist das zentrale Element. Das «Wie», das heisst die Technik, ist Teil der Lösungsumsetzung.
Wähle den Schwierigkeitsgrad so, dass der Spieler rund 80 Prozent der Bälle erfolgreich spielen kann. Pass dafür das Tempo und die Rotation beim Zuspielen an und halte den Rhythmus spielnah.
Das Balleimertraining eignet sich bei weitem nicht nur für das Lernen der Bewegungsmuster. Geeignete Trainingsformen mit Balleimer gibt es für sämtliche Erscheinungsformen. Decke also möglichst viele Aspekte des Tischtennisspiels ab und gestalte dein Balleimertraining abwechslungsreich.
Pass das Balleimertraining der Gruppengrösse an. Klick dich durch das Bilderkarussell, um verschiedene Organisationsformen respektive ergänzende Posten kennenzulernen.
Du kennst nun die Wichtigkeit der Spiel- und Aufgabenorientierung. Überleg dir, wie du eine Aufgabe stellst, damit der Spieler selbst eine Lösung findet. Auf der Rückseite der Flipcards findest du mögliche Aufgaben.
Absicht: Topspin trainieren
Absicht: Schupfball trainieren
Absicht: sinnvolle Platzierung trainieren
Absicht: Beinarbeit trainieren
Absicht: Schlagsicherheit trainieren
Absicht: Flip trainieren
Absicht: Endschlag trainieren
Der Trainer passt sich dem gespielten Ball an und gestaltet einen entsprechenden nächsten Schlag aus dem Balleimer.
Der Trainer passt sich dem Rhythmus der gespielten Bälle an, um möglichst spielnahe Situationen zu kreieren.
Beobachte den Trainer und den Spieler. Was bedeutet es, wenn der Trainer das gelbe oder das rote Hütchen berührt?
Der Trainer spielt einen Ball und berührt danach ein rotes oder ein gelbes Markierhütchen. Je nach berührter Farbe platziert die Spielerin den Ball an einen anderen Ort.
Du hast nun einiges über das Balleimertraining gelernt. Nimm dir Zeit, um die folgenden Fragen zu beantworten.
Hast du als Spielerin oder Spieler am Balleimer trainiert? Falls ja: Wie hat dir das für dein Tischtennisspiel geholfen?
Schau dir dieses Video an. Es zeigt einen Trainer beim Balleimertraining.
Was macht er gut?
Was würdest du anders machen?
Was macht er gut?
Blick auf den Spieler; Hoher Rhythmus; Hohe Intensität für den Spieler
Was würdest du anders machen? Schläge mehr variieren (unter Beachtung der Spielorientierung); Einwerfen auf den vorher gespielten Ball anpassen; Spielnahe Situation kreieren; Schwierigkeitsgrad für den Spieler vereinfachen; Trainingsform vielseitiger gestalten (Fokus auf Platzierung, Spieltempo, Schlagauswahl, Schlagsicherheit, Beinarbeit, Wahrnehmung, Wettkampfdruck, Gegenspieler usw.)
Das Balleimertraining kannst du vielseitig einsetzen, um das Können in den Erscheinungsformen zu verbessern.
Nimm dir Zeit und notiere dir drei konkrete Ziele, die du mit deiner Trainingsgruppe erreichen willst.
Wann setzt du zur Zielerreichung Balleimertraining ein? Denk an die Prinzipien der Spiel- und Aufgabenorientierung.
Notiere dir, welche konkreten Aufgaben du den Spielerinnen und Spielern stellst.
Wo positionierst du dich beim Einwerfen der Bälle?
Wohin, mit welchem Tempo und mit welcher Rotation wirfst du ein?