Technik und Taktik weiterentwickeln
Die technischen und taktischen Anforderungen im Squash verändern sich mit steigendem Spielniveau.
Damit die Spielerinnen und Spieler im Wettkampf auch auf dieser Stufe bestehen und Erfolgserlebnisse feiern können, werden neben den technischen und taktischen Grundlagen zusätzliche Elemente wie «Deception» und «Disguise» (Täuschung und Unleserlichkeit der Technik), Einrücken der T-Position, Drall sowie gegner- und spielsituationsangepasste Taktiken immer wichtiger.
In diesem Lernbaustein vertiefst du das Technik- und Taktikverständnis. Der Fokus liegt auf dem Wettkampfsquash und somit auf den FTEM-Phasen F3 bis T.
Disguise
«Disguise» ist ein englischer Begriff und heisst übersetzt Tarnung oder Verschleierung. Wenn im Squash von «Disguise» gesprochen wird, ist damit die Unleserlichkeit der Technik gemeint.
Für gute Spielerinnen und Spieler ist es wichtig, dass ihre Körperposition zum Ball und ihr Stil der Racketvorbereitung keine Rückschlüsse auf den geplanten Schlag zulassen. Der Gegner oder die Gegnerin soll so spät wie möglich wissen, wohin der Ball gespielt wird.
Unabhängig des Schlagziels sehen die Schläge bis unmittelbar vor dem Balltreffpunkt identisch aus. Das heisst: Gute Spielerinnen und Spieler beschleunigen und richten ihr Racket spätestmöglich vor dem Treffpunkt aus, um dem Ball die gewünschte Geschwindigkeit und Flugrichtung zu geben.
Zusätzlich kann das Racket in der Schlagvorbereitung gehalten, beziehungsweise der Schwung verzögert werden. Dies ist dann bereits eine Mischung aus «Disguise» und absichtlicher Täuschung des Gegners oder der Gegnerin, also «Deception».
Deception
Im Gegensatz zu «Disguise» beschreibt der Begriff «Deception» die absichtliche Täuschung des Gegners oder der Gegnerin. Der geplante Schlag wird also nicht verschleiert, sondern absichtlich als anderer Schlag angezeigt.
Drall
Obwohl der Squashball den Drall nicht so gut annimmt wie beispielsweise ein Tennisball, so kommt dem Spielen mit Drall bei steigendem Leistungsniveau eine grösser werdende Bedeutung zu. Der Drall ermöglicht unter anderem, dass der Stoppball nahe an der Seitenwand bleibt, der Volley-Cross-Kill flacher zurückspringt oder der Gegenstoppball flach bleibt.
Einrücken der T-Position
Gute Spielerinnen und Spieler dominieren das T. In den beiden Lernbausteinen Squash - Technik Grundlagen und Squash - Taktik Grundlagen wird die T-Position im taktischen Modell «T und 4 Ecken» sowie bei der «Lauftechnik» und der «T-Position» bereits thematisiert.
Mit steigendem Leistungsniveau verschiebt sich die effektive T-Position weg von der geometrischen Mitte des Courts auf die eine oder andere Seite.
Einige Gründe für das Einrücken zur Seite des Gegners oder der Gegnerin sind:
- einen Crosscourt provozieren
- gerade Bälle besser abdecken
- Dominanz ausstrahlen
Mögliche Gründe für das Einrücken weg von der Seite des Gegners oder der Gegnerin sind:
- den Crosscourt besser abdecken
- den Boast besser abdecken
Die Taktik anpassen an Gegner/-in, Court und Spielverlauf
Gute Spieler/-innen erkennen gegnerische Stärken und Schwächen schnell. Entsprechend macht es Sinn, das Spiel so zu gestalten, dass die Gegnerin oder der Gegner die Stärken nicht einsetzen kann, dafür aber an der schwachen Stelle unter Druck gesetzt wird.
Zudem erfordern gewisse Spielverläufe oder -situationen, dass die Taktik angepasst wird. Beispielsweise sollte das Spiel schneller gestaltet werden, wenn der Gegner oder die Gegnerin langsamer wird. Oder die Ballwechsel sollten länger gestaltet werden, wenn die Gegnerin oder der Gegner müde wirken.
Oft wird der Einfluss des Materials auf das Spiel unterschätzt. So sind Courtbeschaffenheit, Zustand des Balles und die Temperatur wichtige Faktoren, welche in taktische Entscheidungen einfliessen sollten. Sensibilisiere deine Spieler/-innen darauf.
«Disguise»-Training
Mit einer guten Auswahl an Zuspiel- und Spielformen ermöglichst du den Spieler/-innen, ihre Schlagvorbereitung zu verbessern. Dein Ziel ist es, dass die Schlagvorbereitungsphase, also die Körper- und Schulterposition wie auch die Racketvorbereitung, bei den Spieler/-innen immer gleich aussehen, egal welchen Ball sie dann spielen.
Erkläre den Spieler/-innen, dass sie hinter dem Ball «floaten» (schweben) sollen, so dass sie die finale Bewegung nach vorne beschleunigen könnten.
Lasse dies auch in der hinteren Courthälfte trainieren, auch wenn «Disguise» in der vorderen Hälfte des Courts wichtiger ist, da die Spieler/-innen von den Gegner/-innen hier einfacher beobachtet und durchschaut werden können. Vermittle den Spieler/-innen, unmittelbar vor dem Treffen des Balles, den effektiv ausgeführten Schlag inklusive Ausschwung vielseitig zu verändern.
Thematisiere folgenden Optionen:
- Handgelenkwinkel verändern
- Unterarmrotation anpassen
- Geschwindigkeit verändern (abbremsen, beschleunigen)
Damit können die Spieler/-innen kurz vor dem Balltreffpunkt die Racketbewegung anpassen und somit die Flugrichtung und Geschwindigkeit des Balles bestimmen.
Der «Hold»
Eine Mischung von «Disguise» und «Deception» ist der «Hold», also das Halten bzw. Herauszögern des Schlages. Damit die Spieler/-innen den «Hold» spielen können, bringst du ihnen bei, den effektiven Schlagzeitpunkt hinauszuzögern. Als Option können sie auch im letzten Moment die Ballflugrichtung ändern; zum Beispiel Longline anzeigen, Cross spielen. Trainiere den «Hold» im Rahmen des Disguise-Trainings.
«Deception»-Training
Motiviere deine Spieler/-innen im Training kreativ zu sein, ihren Ideen freien Lauf zu lassen, Täuschungen zu lernen und im Spiel bewusst einzusetzen.
Klassische Täuschungen - neben dem Hold - sind auch:
- Flick aus dem Handgelenk und/oder Unterarm als Cross (also gegen die Courtmitte hin) oder als Trickle Boast (also gegen die Seitenwand)
- Anzeigen eines anderen Schlages als effektiv gespielt wird. Beispielsweise «der Körper geht nach rechts, das Racket dann aber nach links»
Speziellere Täuschungen sind beispielsweise die folgende Trickschläge:
- Am Ball vorbeischwingen und erneut Schlagen; z. B. mit schnellem Schwung vorbeischlagen, um langen Ball anzuzeigen, dann aber erneut schlagen, um einen kurzen Ball zu spielen
- Zwischen den Beinen oder hinter dem Rücken spielen
- Statt Rückhand Vorhand schlagen oder umgekehrt; z. B. «Mizuki»
Zu den Täuschungen können auch Spezialbälle gezählt werden:
- Corkscrew Shot (Korkenzieher-Schlag)
- Reverse Boast (Boast via weiter entfernte Seitenwand)
- Skid Boast (mit steilem Winkel hoch nach hinten gespielter Boast)
Drall-Training
Das bewusste Spiel mit Drall solltest du mit den Spieler/-innen erst dann trainieren, wenn sie die «Basistechnik» gut beherrschen.
Trainiere mit den Spieler/-innen, den Ball mit folgenden Drall-Varianten zu spielen:
- Slice Stoppall, damit der Ball aufgrund der Rückwärtsrotation flach von der Vorderwand abspringt.
- Von innen nach aussen geschnittener Volley-Longline, damit der Ball aufgrund der Seitwärtsrotation nach dem Aufparall an der Vorderwand näher an der Seitenwand bleibt.
- Mit Top Spin gespielter Gegen-Stoppball, damit der Ball auch weit vor dem Körper noch kontrolliert gelupft werden kann.
Einrücken-Training
Die Spieler/-innen trainieren, von der geometrischen Mitte (T) leicht auf diejenige Seite einzurücken, wo sie den Ball vom Gegner oder der Gegnerin erwarten. Das Einrücken auf die Seite, wo der Gegner oder die Gegnerin steht, bringt Chancen, aber auch Gefahren.
Chancen:
- die Spieler/-innen können den geraden Ball früher zurückspielen
- die Gegner/-innen spielen eher einen Cross und «öffnen» den Court
Gefahren:
- die Spieler/-innen könnten vom Ball getroffen werden
- die Spieler/-innen werden von einem guten Cross passiert
Du kannst den Spieler/-innen auch beibringen, den Cross oder Boast bewusst abzudecken, also auf die andere Seite einzurücken. Dies solltest du aber nur dann tun, wenn sie oft vom Cross passiert oder vom Boast überrascht werden.
Variations-Training
Im Training thematisierst du mit den Spieler/-innen verschieden taktische Verhaltensmöglichkeiten und achtest dabei auch auf die technischen Anforderungen.
Lasse insbesondere die Variation trainieren, also den bewussten Wechsel von der einen Option zur anderen. Auf den folgenden Karten siehst du einige Optionen, welchen die Spieler/-innen einsetzen können:
Plan A - Ball früh nehmen
Offensiv - Druck ausüben
Hohes Tempo - schnelle Bälle
Viele tiefe Bälle
Viele gerade Bälle
Monotoner Rhythmus - gleichmässiges Tempo spielen
Viel nach hinten spielen - eher Basisspiel
Viel nach rechts spielen
Nur wenige Volleys
Analyse und Coaching
Studiere mit den Spieler/-innen zukünftige Gegner/-innen. Dies kann «live» oder anhand von Videomaterial erfolgen. Analysiert die Gegnerin oder den Gegner auch während des Spiel. Erkennt Stärken, Schwächen und andere Besonderheiten. Basierend darauf könnt ihr das Spiel taktisch vorbereiten bzw. anpassen.
Analysiere mit den Spieler/-innen auch ihre eigenen Stärken und Schwächen.
Versucht zudem in jedem Spiel zu erkennen, welche Schlagkombinationen oft zum Gewinn oder Verlust des Ballwechsels führen. Basierend darauf könnt ihr das taktische Spielverhalten anpassen.
Erinnere die Spieler/-innen vor dem Spiel daran, dass sie sich Gedanken über die Courtkonditionen machen. Springt der Ball gut? Sind die Seitenwände rau? Gibt es sonst etwas zu beachten?
«Disguise» solltest du bewusst im Spiel und vielseitig in diversen Spielformen trainieren. Bestens geeignet ist das «Spiel vorne gegen hinten» und das spezielle «Disguise-Training».
Den Drall kannst du in vielen Spielformen trainineren. Für den Stoppball eignet sich das «Spiel nur vorne» hervorragend, für den Volley Longline ist das Spiel «Alles hoch» super. Willst du am Boast arbeiten, eignen sich «Sides» oder das «Boast Cross Spiel» gut. Auch im «Straight Game» kannst du dich auf das Spielen mit Drall konzentrieren.
Trainiere mit den Spieler/-innen «Deception» und fördere ihre Kreativität und Spielfreude! Im Spiel «Taxi» werden erfolgreiche Tricks und Täuschungen belohnt.
Das Einrücken im T können die Spieler/-innen vielseitig trainieren. «Jägermeister», «Beat the arrow» und «Hornussen» sind gute Ideen. Auch Spiele auf einer Seite «Straight Game» oder «Längengame» eignen sich gut.
Trainiere die Spieler/-innnen, das Spiel vielseitig zu variieren. Für viel wertvolle Unterhaltung im Training sorgt das «Guess What»-Spiel.
Für die Analyse von Spielen kannst du das Blatt «Spielanalyse» nutzen. Für die Analyse des Gegners oder der Gegnerin eignet sich das Blatt «Gegner:in-Analyse».
Formuliere beispielhaft gegner- oder situationsangepasste Taktiken!
Diskutiere mit anderen Trainer/-innen über Drall!
- Wie wichtig findest du das?
- Wie wollt ihr dieses Thema ins Trainings einfliessen lassen?
Welche Spieler/-innen kennst du, die schwer lesbar sind (gute Disguise)?
Welche Spieler/-innen kennst du, die ihre Gegner/-innen oft täuschen (gute Deception)?
Welche Spieler/-innen kennst du, welche ihre T-Position stark anpassen (gutes Einrücken)?
Überleg dir, wie du die Technik und das taktische Spielverhalten mit den Spielerinnen und Spielern verbessern willst. Auf was achtest du in Zukunft vermehrt? Was wirst du in deinem Training anpassen und was nicht? Halte deine Überlegungen schriftlich fest.
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