Kindergerecht vermitteln

Intro

Wer Kindern im Alter von ca. 5 bis 9 Jahren etwas beibringen will, sollte die Welt mit ihren Augen sehen. Kindergerecht vermitteln bedeutet, Aktivitäten auf die besonderen Voraussetzungen und Bedürfnisse von Kindern auszurichten und sie so dazu zu motivieren, Sport und Bewegung langfristig zu einem festen Teil ihres Lebens zu machen.

Basics

Wenn du Kinder trainierst und unterrichtest, hilft es, ein paar Grundkenntnisse über deren Wesen und Entwicklung zu haben, damit du sie besser verstehen und J+S-Aktivitäten erfolgreich durchführen kannst. Der Lernbaustein «Kinder verstehen» informiert über besondere Merkmale des frühen Schulkindalter. Hier erfährst du, was das für die Gestaltung von Unterricht und Training bedeutet. Mit Fokus auf vier ausgewählte Handlungsempfehlungen des Handlungsbereichs Vermitteln wird beleuchtet, was es dazu bei Kindern speziell zu beachten gibt.

Tipp auf die Kärtchen, um zu erfahren, um welche Themen sich dieser Lernbaustein dreht.

Prinzipien

In diesem Kapitel erhältst du konkrete Tipps, wie du die vier ausgewählten Handlungsempfehlungen kindergerecht umsetzen kannst.

Begeisterung wecken und Freude auslösen

Abwechslungsreiche Bewegungslandschaften, offene Lernwege, Auswahlmöglichkeiten und freies Spiel regen die Bewegungslust ebenso an wie Bilder, Geschichten und Bewegungslieder. Lass Raum für Ideen der Kinder und stärk ihre Eigeninitiative.

Nähr ihre Freude mit vielen echten Erfolgserlebnissen, indem du sie durch Variieren der Aufgaben individuell herausforderst. Mach ihnen Mut und zeig, dass du an sie glaubst. Sorg dabei für den sicheren Rahmen; Kinder müssen erst lernen, sich selbst einzuschätzen.

Lass sie verschiedene Sportarten und Bewegungsgrundformen ausprobieren und dabei Vernetzungen selbst herbeiführen. Wechsle auch mal die Umgebung und sorg damit für neue Reize und Lernmöglichkeiten.

Formulier Rückmeldungen positiv und lob auch Anstrengung. Hilf nur punktuell, am besten durch korrektes Vorzeigen.

Rituale einbauen

Tipp auf die Kärtchen, um zu erfahren, wie du Rituale sinnvoll einsetzen kannst.

Freies Spiel

Einstiegsrituale

Ritualisierte Signale

Rhythmisierende Rituale

Übergangsrituale und Routinen

Abschlussrituale

Präsent und angepasst führen

Zeig viel vor, je nachdem mit dem Rücken zu den Kindern, damit sie nicht spiegelverkehrt denken müssen. Erklär Aufgaben aus ihrer Perspektive. Schau sie beim Reden an und geh auf Augenhöhe. Sag, worauf sie achten sollen, und lass sie Gezeigtes direkt nachahmen. Fass dich kurz und klar. «Mach dich gross wie eine Giraffe», «lehn in die Kurve wie auf dem Rutschauto» oder «lande so, als wolltest du einen Ballon zerplatzen» – mit Metaphern und Bewegungsverwandtschaften sparst du dir manch technische Erklärung.

Gibt’s Probleme, frag nach – schon jüngere Kinder können häufig gut erklären, warum sie etwas tun oder nicht tun (wollen). Hör zu und nimm sie ernst. Häufig hilft eine kurze Auszeit, wenn z.B. mal Tränen fliessen.

Der Umgang mit Nähe und Distanz kann bei kleineren Kindern eine Herausforderung sein, besonders wenn sie z.B. noch Hilfe beim Umziehen benötigen. Wichtig ist, dass du dir der sensiblen Thematik und deinem Umgang damit bewusst bist, dich an geltende Gesetze sowie verbands- und vereinsinterne Vorgaben hältst und Eltern angemessen informierst.

Vielseitige Lernarrangements planen und umsetzen

Der Grundsatz «weniger ist mehr» gilt auch bei Kindern, und zwar in verschiedenen Hinsichten:

  • Führ Spielformen Schritt für Schritt ein, indem du mit wenigen, einfachen Regeln beginnst und laufend aufbaust. Bevor du z.B. Fangspiele machst, müssen Kinder lernen, sich im Raum zu orientieren und die Laufrichtung anderer einzuschätzen, um Zusammenstösse zu vermeiden. Setz den Fokus zunächst auf Kooperation: Bevor Kinder gegeneinander spielen können, müssen sie lernen, miteinander zu spielen.
  • Kleine, klar gekennzeichnete Teams auf kleinen, klar markierten Feldern erhöhen die Bewegungszeit. Alle sollen mitmachen und im Spiel bleiben. Achte auf kindergerechtes Material wie z.B. kürzere Schläger oder weichere, langsamere Bälle.
  • Weniger Übungen oder Spiele auf einmal und dafür mehr Variation bedeutet mehr Bewegungszeit, da Übergänge und Erklärungen wegfallen. Lass z.B. stets links und rechts üben (neben Händigkeit und Füssigkeit auch Drehseitigkeit). Kennzeichne Hand- oder Fussgelenke allenfalls mit farbigen Bändeln.

Good Practice

Die folgende Lektionsplanung liefert dir ein Beispiel, wie du eine Lektion mit Kindern anhand eines Mottos und mit Metaphern und Geschichten gestalten sowie verschiedene Bewegungsgrundformen in eine spannende Bewegungslandschaft verpacken kannst, in der Kinder frei oder anhand bestimmter Aufgaben ihr Potenzial entfalten können.

Weitere Beispiele, Spiel- und Übungsideen

Reflexion

Schau dir das Intro-Video nochmals an. Kannst du Situationen bezeichnen, wo sich bei Kindern andere Voraussetzungen und Bedürfnisse zeigen als bei Jugendlichen? Wie tragen die Leiterinnen und Leiter im Video diesen Rechnung?

Kannst du dich an konkrete Situationen in deinem Leben erinnern, wo du dich (als Kind oder auch später) dankbar gefühlt hast, dass jemand deine Bedürfnisse ernst genommen hat? Mit welchen Handlungen hat diese Person das Gefühl von Dankbarkeit bei dir ausgelöst?

Quiz

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Transfer

Überleg dir ein Spiel mit Variationen, bei denen die Kinder für deine Sportart wichtige Bewegungsgrundformen trainieren. Unter «Good Practice» findest du viele Spielideen sowie mehr zum Thema Variieren.

Was für Metaphern fallen dir zu verschiedenen Bewegungen in deiner Sportart ein? Tausch dich mit anderen dazu aus oder schau mal, was du online findest. Vielleicht hilft es dir, wenn du ein Motto wie z.B. Urlaub oder Gartenarbeit wählst und passend dazu die Metaphern.

Quiz

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